Schweizerische Vereinigung für Wiederkäuergesundheit
Association Suisse pour la Santé des Ruminants

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Diagnose

Es wurde die Diagnose „normale Geburt bei nicht vollständig offenen weichen Geburtswegen" gestellt. Der Kuh wurde zur Relaxation der Zervix intravenös Dinoproston (2.5 mg, Myoton E2®, Dr. E. Graeub AG, Bern) verabreicht. Der Blasensprung erfolgte kurz nach Injektion des Dinoprostons. Zwei Stunden nach Erscheinen der Klauen des Kalbes in der Vulva wurde bei nun vollständig offenem Geburtsweg unter leichter Zughilfe ein Kalb in Vorderendlage und ein weiteres Kalb in Hinterendlage zur Welt gebracht. Die Kälber waren in gutem Allgemeinzustand. Eine vaginale Untersuchung am stehenden Tier erbrachte keine Hinweise auf Geburtsverletzungen oder ein weiteres Kalb.

Weiterer Verlauf

1. Tag post partum

Abbildung: Kuh mit unvollständigem Nachgeburtsabgang.Der Besitzer meldete sich 24 Stunden post partum (p. p.) erneut, da kein vollständiger Nachgeburtsabgang erfolgt war. Der Allgemeinzustand und die Fresslust der Kuh waren zu diesem Zeitpunkt gut, die Rektaltemperatur betrug 38.6°C. Zur Therapie der Nachgeburtsverhaltung wurde ein manueller Abnahmeversuch durchgeführt, wobei die Nachgeburt allerdings nicht abgelöst werden konnte. Das Sekret war leicht übelriechend. Der Kuh wurden therapeutisch 3 Tetrazyklin-Uterusstäbe (je 1 g Tetrazyklin-Hydrochlorid, Utroletten®, Vétoquinol AG, Ittigen) intrauterin verabreicht.

2. Tag p. p.

Zwei Tage p. p. wurde die Kuh dem Privattierarzt erneut vorgestellt, da sie mit 39.6°C eine erhöhte Rektaltemperatur aufwies. Die klinische Untersuchung ergab folgende Befunde:

  • reduzierte Fresslust, Pansenfüllung und –motorik reduziert, Schwingauskultation und Perkussionsauskultation beidseits negativ, Kot obB
  • Schleimhäute: rosa, kapilläre Füllungszeit < 2 Sekunden
  • Herzfrequenz: 92/min
  • Atemfrequenz: 32/min, Lungenauskultation obB
  • Euter adspektorisch und palpatorisch obB, Milchcharakter erhalten, CMT 4/4 +
  • Rektaluntersuchung: Uterus nicht abgrenzbar, kaum tonisiert
  • Vaginaluntersuchung: viel übelriechendes, flockig-wässriges Sekret, Nachgeburtsreste kaum ablösbar

Frage:

  • Was ist Ihre Verdachtsdiagnose und was sind Ihre Differentialdiagnosen?
  • Wie würden Sie therapeutisch weiter vorgehen?

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Autorin:
Franziska Rüegsegger
Departement für Nutztiere
Vetsuisse Fakultät
Universität Zürich